Religion wie Politik versuchten im frühneuzeitlichen Europa die historische bzw. historiographische ‚Sphäre‘ zu kontrollieren. Manchmal taten sie das gemeinsam, manchmal in überschneidenden, oftmals auch in antagonistischen Bewegungen. Sie versuchten die wissenstheoretischen Voraussetzungen festzulegen, die praktischen Bedingungen ihrer Entstehung, die historiographischen Gattungen ebenso wie deren Gebrauch und Rezeption: Sie waren Rivalen und Mitarbeiter auf dem gleichen Feld. Die Prozesse des Schreibens, der Formung von Erinnerung und des Gebrauchs alter wie neuer Medien sind dabei gleichmäßig zu berücksichtigen. Ausgehend von dieser Grundlage muss jedoch auch die Frage nach dem ‚Gebrauch‘, den politische wie religiöse Gruppen und Institutionen vom historischen Wissen machten, gestellt werden, besonders in den klassischen Konfliktlagen um administrative Macht, soziale Rollenmodelle, öffentliche Erinnerung, Legitimität und Toleranz. Die Erfurter Tagung ist der Abschluss eines Zyklus’ von Workshops und Tagungen, bei der die religiöse Herausforderung des historischen Diskurses und das Neuschreiben der Vergangenheit im Laufe der Frühen Neuzeit im Zentrum stehen werden. Der Zyklus begann mit zwei Tagungen über historische Bezüge und politische Modelle imperialer Macht in Europa (Versailles 2008) und über politische Mythologien und die Entwicklung von nationalem Bewusstsein in der Frühen Neuzeit (Madrid 2009). Diesen folgten zwei Workshops in Gotha (2010) und Paris (2011), die speziell für NachwuchswissenschaftlerInnen konzipiert waren. Die Erfurter Tagung wird nun versuchen, eine Bilanz zu ziehen.
Die Tagung wird finanziell unterstützt durch die Universität Erfurt, die Universität Paris IV-La Sorbonne, das Internationale Forschungsnetzwerk «Histoire et Pouvoir» des Forschungszentrums des Schlosses Versailles (CRCV), das Centre interdisciplinaire d‘études et de recherche sur l‘Allemagne (CIERA) und das Hochschulbüro Potsdam der Französischen Botschaft (Institut Français Deutschland).
PHILIPPE WELLNITZ (HOCHSCHULBÜRO POTSDAM DER FRANZÖSISCHEN BOTSCHAFT): Begrüßung 14.15-14.30 Uhr
15.00-15.30 Uhr Kaffeepause
16.15-17.00 Uhr
17.00-17.30 Uhr Kaffeepause
20.00 Uhr Abendessen
9.45-10.30 Uhr
10.30-11.00 Uhr Kaffeepause
11.00-11.45 Uhr
12.30-14.30 Uhr Mittagessen
15.15-16.00 Uhr
16.00-16.30 Uhr Kaffeepause
17.15-18.00 Uhr
18.00-18.45 Uhr
20.00 Uhr Abendessen
9.45-10.30 Uhr
10.30-11.00 Uhr Kaffeepause
11.00-11.45 Uhr
11.45-12.30 Uhr Mittagsimbiss
13.15-14.00 Uhr
14.00-14.30 Uhr
Abschlussdiskussion
Domstraße 10
99084 Erfurt
Gérard Laudin (Gerard.Laudin@paris-sorbonne.fr)
Donnerstag, 22. März 2012
I. Die historiographische Kontroverse zwischen Kirche(n) und Staat(en) in der Frühen Neuzeit
14.00-14.15 UhrSUSANNE RAU
(ERFURT): BegrüßungPHILIPPE WELLNITZ (HOCHSCHULBÜRO POTSDAM DER FRANZÖSISCHEN BOTSCHAFT): Begrüßung 14.15-14.30 Uhr
CHANTAL GRELL
(VERSAILLES-ST. QUENTIN): «Histoire et Pouvoir»: programme de recherche et premiers résultats 14.30-15.00 UhrGÉRARD LAUDIN
(PARIS): Die historiographische Kontroverse zwischen Kirche(n) und Staat(en) in der Frühen Neuzeit: eine Einführung15.00-15.30 Uhr Kaffeepause
II. Sakralisierung der Kirche und Desakralisierung der Welt - oder vice versa?
15.30-16.15 UhrCLARISSE ROCHE
(PARIS): Le prédicateur Georg Scherer ou la perception de l’Histoire Sainte dans l‘ici et maintenant viennois (1585)16.15-17.00 Uhr
ULMAN WEIß
(ERFURT): Heilt der Arzt die Welt? Die Publizistik von Jakob Schalling im Umkreis Fratribus Rosatae Crucis17.00-17.30 Uhr Kaffeepause
III. Geschichtsschreibung als historisch-politische Strategie: Gattungen, narrative Muster, Instrumentalisierung und die Erzeugung historischer Evidenz
17.30-18.15 UhrALFREDO ALVAR EZQUERRA
(MADRID): Die Konstruktion der Erin-nerung in der ersten Person: die Kanonisierung des heiligen Isidor (Schutzherr Madrids, ca. 1620)20.00 Uhr Abendessen
Freitag, 23. März 2012
9.00-9.45 UhrPIERRE LURBE
(MONTPELLIER): «We live in a Church Reformed, not in a Church made new»: l’Église d’Angleterre dans une perspective anglicane, de William Laud à Edward Stillingfleet9.45-10.30 Uhr
JAN MARCO SAWILLA
(KONSTANZ): Religion und Grausamkeit? Zur Darstellung der «Wilden» in der Zeitgeschichtsschreibung des Siebenjährigen Kriegs10.30-11.00 Uhr Kaffeepause
11.00-11.45 Uhr
ECKHARD LEUSCHNER / YAHYA KOUROSHI
(ERFURT): Topographie und Parteilichkeit. Die «Terra Sancta» des Bernardino Amico (Florenz 1620) als Dokumentation der christlichen Stätten unter osmanischer HerrschaftIV. Geschichte-Macht-Medien: Institutionen und Medien der Produktion, Zensur und Diffusion
11.45-12.30 UhrCAROLINE CALLARD
(PARIS): Les archives sacrées de l’Italia sacra: l’enquête collective de Fernandino Ughelli (1642-1648)12.30-14.30 Uhr Mittagessen
V. Adaptionen und Appropriationen: Wissenszirkulationen, Historisches in Nicht-Historischem, Subversion
14.30-15.15 UhrDAVID GARCIA HERNAN
(MADRID): Los contenidos historio-gráficos politico-religiosos subyacentes en la literatura del Siglo de Oro español15.15-16.00 Uhr
DOMINIK FUGGER
(ERFURT): Subversion mit Methode Nicolas Lenglet du Fresnoy und die Fabel von der Päpstin Johanna16.00-16.30 Uhr Kaffeepause
VI. Praktiken der historischen Gelehrsamkeit: Sammeln, Katalogisieren, Kompilieren, Indizieren, Glossieren, Exzerpieren…
16.30-17.15 UhrSTEFAN BAUER
(TRIENT): Kompilation vs. Analyse als Zugriffe auf die Kirchengeschichte im 16. Jahrhundert: der Fall Onofrio Panvinio17.15-18.00 Uhr
THOMAS WALLNIG / JOËLLE WEIS
(WIEN): Kirchengeschichte als Beruf. Johann Friedrich Schannat erlernt die Praktiken der historischen Gelehrsamkeit18.00-18.45 Uhr
MONA GARLOFF
(FRANKFURT/MAIN): Wie legitimiert man Irenik um 1600? Jean Hotmans Editionen und Bibliographien als Beitrag zur späthumanistischen Diskussion über den Kirchenfrieden20.00 Uhr Abendessen
Sonnabend, 24. März 2012
VII. Die andere Seite: Geschichtsschreibung religiöser Minderheiten und Nonkonformisten, Historisierungsversuche des religiösen Anderen
9.00-9.45 UhrJEAN-CLAUDE COLBUS
(PARIS/NANCY): Sebastian Francks Geschichts-um-schreibung: ein geistiger Bildersturm?9.45-10.30 Uhr
ANNE LAGNY
(LYON): L’Eglise vue par l’historiographie piétiste10.30-11.00 Uhr Kaffeepause
11.00-11.45 Uhr
FRÉDÉRIC HARTWEG
(STRAßBURG/OBERHAUSBERGEN): Identité et appartenance nationale, ecclésiale et linguistique aux 18e et 19e siècles au miroir de témoignages et de l’historiographie contemporaine dans le Refuge huguenot en Preusse-Brandenburg11.45-12.30 Uhr Mittagsimbiss
VIII. Roundtable: Historisierung durch konfessionelle Polemik?
12.30-13.15 UhrJÖRG RÜPKE
(ERFURT): Muss man Religionen noch historisieren? – Religionswissenschaft und Moderne13.15-14.00 Uhr
MARKUS VÖLKEL
(ROSTOCK): Schlussstatement und Eröffnung der Abschlussdiskussion14.00-14.30 Uhr
Abschlussdiskussion
Projektvorstellung von Doktoranden (Poster-Session)
SEVER-CRISTIAN OANCEA
(FRANKFURT/MAIN): Politische Neigung aber konfessionelles Misstrauen? Das Bild der katholischen Herrschaft in der siebenbürgisch-sächsischen Geschichtsschreibung (1690-1750)DAMIEN SÉVENO
(ERFURT/LYON): Die Repräsentationen des Bauernkriegs in den deutschen Territorien vom 16. Jahrhundert bis heuteAURORE ARNAUD
(PARIS): Humanisme chrétien et Aufklärung catholique: les colleges jésuites du Saint Empire et leur relève dans le concert européen des Lumières (1720-1810)Lieu
Katholisch-Theologische FakultätDomstraße 10
99084 Erfurt
Contact
Susanne Rau (susanne.rau@uni-erfurt.de)Gérard Laudin (Gerard.Laudin@paris-sorbonne.fr)
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