Corinne Defrance et Tristan Oestermann

Dr. Tristan Oestermann
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Deutsche Kolonialgeschichte schreiben – aus Brüssel, Budapest und Liverpool: Die Be-deutung von Archiven außerhalb Deutschlands für eine Wirtschafts- und Sozialge-schichte der deutschen Kolonie Kamerun


– Abstract
Die deutsche Kolonialgeschichte hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden For-schungsfeld in der Geschichtswissenschaft, aber auch zu einem wichtigen Thema in der öf-fentlichen Debatte entwickelt. Problematisch bleibt jedoch, dass mit wenigen Ausnahmen die deutsche Kolonialgeschichte (und nicht nur diese) noch immer vor allem durch eine nationale Perspektive betrachtet wird. Allzu oft speist sich die Untersuchung nur aus deutschen Archi-ven. Dieser Vortrag erweitert die Perspektive, indem er die Kolonialgeschichte nicht allein na-tional betrachtet, sondern transnationale und transimperiale Aspekte und damit neue Archive in die Analyse einbezieht. Am Beispiel des Geschäfts von Handelsunternehmen, die am Kaut-schukhandel der deutschen Kolonie Kamerun beteiligt waren, untersucht der Vortrag, welche neuen Erkenntnisse zur Geschichte des deutschen Kolonialismus sich ergeben, wenn die For-schung den transnationalen und transimperialen Verbindungen der Akteure folgt und neue Ar-chive erschließt. Der Vortrag zeigt erstens, dass nicht allein deutsche Akteure in der deutschen Kolonie tätig waren. Zweitens zeigt er, dass Handel in der deutschen Kolonie Kamerun nicht dazu diente, der deutschen Wirtschaft Rohstoffe zuzuführen, sondern diese auf einem globa-lisierten Markt anbot. Drittens macht er deutlich, dass gerade in der kolonialen Wirtschafts- und Sozialgeschichte wichtige Informationen nur aus ausländischen Archiven bezogen werden können. Auf diese Weise trägt der Vortrag dazu bei, die deutsche Kolonialgeschichte zu ent-provinzialisieren.

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Lieu

ENS-Lyon