Politische Repräsentation erschöpft sich nicht in der Handlungsdimension und kann nicht vollständig mit Begriffen wie Vertretung oder Stellvertretung erfasst werden. Zentral für das Verständnis von Politik und dem Politischen ist die symbolische Dimension politischer Repräsentation. Diese Dimension ist konstitutiv für den Zusammenhalt politischer Gemeinschaften, für die Akzeptanz und Legitimation politischer Ordnungen sowie für die Akkreditierung politischer Repräsentanten. Allerdings spielt symbolische Repräsentation nicht nur in klassischen politikwissenschaftlichen Untersuchungsfeldern wie der politischen Theorie, dem politischen System, den internationalen Beziehungen oder der Wahl- und Parteiforschung eine Rolle, sondern bezeichnet immer die Grenzen der Politikwissenschaft. Kein Wunder also, dass empirische Studien zur symbolischen Dimension der Politik meistens von Grenzgängern wie der politischen Kulturforschung, der politischen Soziologie oder der politischen Kommunikationsforschung unternommen werden. Doch auch hier werden nicht alle wesentlichen Merkmale symbolischer Repräsentation erfasst.
Der Politikwissenschaft fehlt es noch immer an Ansätzen, die Symbolisierung des Politischen beschreiben zu können. Hier sind theoretische Ansätze und Methoden gefragt, die in der Lage wären, unterschiedliche Mechanismen von Repräsentation zu erfassen. Diese finden sich in Verfahren wie Inszenierung, Visualisierung, Ästhetisierung oder Diskursivierung. Wie können politische Mythen, Narrative, Bilder, Symbole, Rituale und massenmediale Inszenierungen politikwissenschaftlich analysiert bzw. politiktheoretisch anschlussfähig gemacht werden? Welche Methoden eignen sich für ihre Untersuchung und wie können diese demokratietheoretisch eingebunden werden? Die Tagung „Politische Repräsentation und das Symbolische“ lädt Vertreter der Politikwissenschaften und benachbarter Disziplinen wie der Philosophie, Geschichts- und Kulturwissenschaften dazu ein, über zentrale Anliegen politischer Repräsentation in modernen Demokratien nachzudenken und diese mit genuinen politikwissenschaftlichen Fragen zu verknüpfen. Wie wird Legitimität hergestellt? Durch welche Mechanismen wird Autorität mit Anerkennung ausgestattet? Wie werden demokratietheoretisch erfasste Prinzipien wie Volkssouveränität, Menschenrechte, Gleichheit und Freiheit tradiert? Die Art und Weise, wie politische Normen und Werte im Ritual in Erscheinung treten, wie sich politische Repräsentanten inszenieren oder wie auf Gleichheit bzw. Freiheit diskursiv rekurriert wird, ist keineswegs nur eine Frage des politischen Stils oder Geschmacks, sondern zeigt darüber hinaus, wie Politik gedacht und gefühlt wird – kurzum wie sie strukturiert ist. Ziel der Tagung ist ein interdisziplinärer Dialog über die Konstitution des Politischen und der symbolischen Repräsentation von Politik. Damit will die Tagung ein neues Diskussionsfeld innerhalb der Politikwissenschaft eröffnen und zugleich Methoden und theoretische Ansätze benachbarter Disziplinen in ihren Gegenstandsbereich übersetzen.
Um Anmeldung wird gebeten.
Programm
21. November 2013
14.00 Uhr Begrüßung durch Paula Diehl und Alexandre EscudierPolitische Theorie und das Symbolische
Moderation: Warren Breckman (Geschichtswissenschaft, University of Pennsylvania, PENN) 14.30 Uhr Frank Ankersmit (Geschichtstheorie und Ideengeschichte, Rijksuniversiteit Groningen)Political Representation and Populism
15.20 Uhr Hans Vorländer (Politikwissenschaft, TU Dresden) Politische Repräsentation und die Symbolizität institutioneller Ordnungen 16.10 Uhr PausePerformativität und Repräsentation
16.40 Uhr Paula Diehl (Politikwissenschaft, HU Berlin) Politische Repräsentation und das Symbolische 17.30 Uhr Herfried Münkler (Politikwissenschaft, HU Berlin) Politische Mythen als Grundlage von Repräsentation und Symbolik 18.20 Uhr Horst Bredekamp (Kunstgeschichte, HU Berlin) Die politische Kunst des Schwimmens 19.10 Uhr Ende22. November 2013
Politische Repräsentation und symbolische Ausdruckskraft
Moderation: Alexandre Escudier (Politikwissenschaft, Sciences Po, Paris) 9.30 Uhr Grit Straßenberger (Politikwissenschaft, HU Berlin) Politische Identität und Narration: Zum Konzept der Narrativität in der politischen Theorie 10.20 Uhr Pause 10.40 Uhr Gerhard Göhler (Politikwissenschaft, FU Berlin) Symbolische Repräsentation aus deutscher und französischer Sicht 11.30 Uhr Barbara Stollberg-Rilinger (Geschichtswissenschaft, Universität Münster) Vormoderne politische Repräsentation als Abbild und als Zurechnung 12.20 Uhr MittagspauseInszenierung
Moderation: Friedbert Rüb (Politikwissenschaft, HU Berlin) 14.00 Uhr Philip Manow (Politikwissenschaft, Universität Bremen) Politiker als ‚ephemere Denkmäler‘ ihrer selbst 14.50 Uhr Katharina Pewny (Theaterwissenschaft, Universität Gent) Politiken der Inszenierung, Politiken der Ästhetik 15.40 Uhr PauseBilder und Symbole
Moderation: Paula Diehl (Politikwissenschaft, HU Berlin) 16.00 Uhr Rolf Reichardt (Geschichtswissenschaft, Universität Münster) Thron – Verfassung – Trikolore. Zur visuellen Symbolik politischer Ordnung in Frankreich, 1789-1889 16.50 Uhr Iris Därmann (Kulturwissenschaft, HU Berlin) Ontotypographien. Dienstgemeinschaft und Gestaltbildung bei Martin Heidegger und Ernst Jünger 17.40 Uhr Hans-Peter Müller (Soziologie, HU Berlin) Die Doppelnatur des Sozialen. Struktur und Symbol in Bourdieus Denken 18.30 Uhr Abschlussdiskussion 19.00 Uhr Ende der TagungLieux
Humboldt-Universität zu Berlin, Auditorium im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum - Geschwister-Scholl-Straße 1/3 Berlin, Allemagne (10117)Dates
jeudi 21 novembre 2013 vendredi 22 novembre 2013Leitung
Paula DiehlOrganisation
Felix Steilen, Hannelore DemmerContacts
Paula Diehl (symbolik.demokratie@hu-berlin.de)
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