Topographien musikalischen Handelns im Pariser Exil

Anna Langenbruch
Topographien musikalischen Handelns im Pariser Exil
Eine Histoire croisée des Exils deutschsprachiger Musikerinnen und Musiker in Paris 1933-1939
Hildesheim, Olms, 2014.
ISBN: 978-3-487-15065-9
Paris war zwischen 1933 und 1939 eines der großen kulturellen Zentren des deutschsprachigen Exils, auch des noch wenig erforschten musikalischen: Neben Sängerinnen wie Lotte Schöne oder Marianne Oswald und Komponisten wie Paul Arma, Kurt Weill oder Erich Itor Kahn zog die Stadt Interpretinnen und Interpreten, Musikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Musikkritiker, Musikpädagoginnen und -pädagogen gleichermaßen an. Sie trafen in Paris auf ein hochentwickeltes Netz musikalischer Räume und kultureller Aktivitäten, innerhalb dessen sie sich (neu) positionieren mussten. Diese komplexe kulturelle Gemengelage fordert zu pluralen Zugängen heraus, die die Perspektivenvielfalt zum Prinzip der Darstellung machen, wie es der Ansatz der Histoire croisée nahelegt. Entsprechend fächert die Autorin das Pariser Musik-Exil als Panorama musikalischer Handlungsräume auf – vom Rundfunk über Konzertsäle und Oper, Mehrzwecksäle und Gewerkschaftsgebäude, Kabarett und Music-hall bis zu Operettentheatern – und ergänzt dieses durch Fragen nach Verflechtungen von professionellem und Laienmusikleben sowie Musik in Exilantenorganisationen, durch datenbankgestützte quantitative Umrisse und individuelle biographische Profile. Dabei stützt sie sich auf heterogenes und bisher in diesem Kontext weitgehend unerforschtes Archivmaterial, v.a. Polizeiquellen und kulturpolitische Dokumente, aber auch die französische Presse, Exilzeitschriften und zeitgenössische Aufnahmen. Die entstehende Alltagsgeschichte musikalischen Handelns in Paris gewährt immer wieder neue Einblicke in die ambivalenten Erfahrungswelten des Pariser Exils, das für Musikerinnen und Musiker Kreativitätsmotor und Verursacher existentieller Ängste sein konnte, Anlass für kulturelle Verflechtungen und entschiedene Abgrenzung, temporärer oder dauerhafter musikalischer Handlungsraum. Anna Langenbruch studierte Musik und Mathematik in Köln. 2011 binationale Promotion an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der École des hautes études en sciences sociales Paris mit einer Arbeit zu musikalischen Handlungsmöglichkeiten im Pariser Exil 1933-1939. Diverse Forschungsstipendien (u.a. Promotionsstipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst e.V., Deutsch-Französische Hochschule, DAAD, Deutsches Historisches Institut Paris, Mariann Steegmann Foundation). Seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (2012-13: Fachkoordinatorin MA Musikwissenschaften). Sprecherin der Fachgruppe Nachwuchsperspektiven in der Gesellschaft für Musikforschung. 2013 Carl von Ossietzky Young Researchers' Fellowship für ihr Habilitationsprojekt zum Thema Musikgeschichte auf der Bühne. Forschungen und Veröffentlichungen zur Kulturgeschichte des Exils, zu intermedialer Musikhistoriographie, zum populären Musiktheater sowie zu interdisziplinärer Musikforschung.
  • Liens

Publié le