Der Kriminelle - Deutsch-französische Perspektiven

{Falk Bretschneider (Hg.)}
{{Der Kriminelle - Deutsch-französische Perspektiven}}
Leipziger Universitätsverlag GmbH 2007
ISBN 978-3-86583-205-4
Der vorliegende Band zur binationalen Kriminalitätsgeschichte vereinigt Beitrage sowohl deutscher als auch französischer Wissenschaftler zum bis dato noch relativ unerschlossenen Forschungsgegenstand des Kriminellen im 19. Jahrhundert. Die Texte verbinden die in der Forschung sonst als konträre Theorien voneinander abgegrenzte diskursanalytische Herangehensweise (Foucault) mit einer den Straftäter als interagierendes Individuum innerhalb eines sozialen Handlungsfeldes begreifenden Perspektivierung (Bourdieu). Dabei legen die einzelnen Autoren unterschiedliche Schwerpunkte und vermitteln grenzüberschreitende, teils gesamteuropäische Einblicke. Rebekka Habermas untersucht die Verbindung der rigorosen und aufwendigen Strafverfolgung „kleiner Diebstähle“ in der Justiz mit dem sich im 19. Jahrhundert wandelnden Begriff des privaten Eigentums als fundamentale Grundlage des modernen Rechtsstaates. Karsten Uhl legt in seinem Aufsatz dar, inwiefern weibliche Kriminelle als Gefahr für die Gesellschaft wahrgenommen und dargestellt wurden. Zudem widmet er sich der Frage nach der Beschaffenheit einer „weiblichen Kriminaltät“ im Kontext des 19. Jahrhunderts. Fréderic Chauvaud widmet seine europäisch ausgerichtete Untersuchung dem in diesem Zeitraum am verschmähten und unverstandenen Typus des „politischen Kriminellen“. Thomas Nutz untersucht die Rolle des Strafgefangenen in der preußischen Besserungsanstalt und die Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Zuge der Neugestaltung des Gefängniswesens unter Friedrich Wilhelm IV. Falk Bretschneider stellt in seinem Beitrag anhand einer Gefängnisrevolte in Sachsen die Abhängigkeiten der handelnden Akteure beiderseits der Gefängnismauer dar. Philippe Artières und Dominique Kalifa zeigen schließlich einerseits das medial von außen konstruierte Bild des Frauenmörders Henry Vidal und andererseits dessen Versuch, auf diese Darstellung mittels unterschiedlicher Strategien Einfluss zu nehmen.

Falk Bretschneider ist DAAD-Lektor am CIERA und am C.R.I.A. Centre de recherches interdisciplinaires sur l'Allemagne.

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