Das Weimarer Dreieck und das politische Projekt Europa im Angesicht der Euro-Krise



1. Thema der Sommerschule

Die Euro-Krise hat Europa vor einer Reihe von Herausforderungen und Fragen gestellt. Wie so vieles andere hat die Krise auch das Weimarer Dreieck in gehörige Turbulenzen gebracht. Zwar hatte Polen in der zweiten Jahreshälfte 2011 erstmals die Ratspräsidentschaft der EU inne. Doch die relevanten Weichenstellungen europäischer Politik nahm das Duo Merkel-Sarkozy vor. Die Disbalance im Weimarer Dreieck reflektiert die drohende innere Spaltung Europas entlang ökonomischer Potenz und politischem Gewicht. Die pragmatische und kurzfristige Form der politischen Krisenbewältigung ruft Gegenstimmen hervor, die im Moment der existenziellen Herausforderung Europas eine breitere und tiefere Debatte über die künftige Gestalt des politischen Projekts Europa fordern. Peer Steinbrück verband seinen Werbelauf für die Kanzlerkandidatur der SPD mit der Forderung, es müsse ein neues Narrativ Europas entwickelt werden. Intellektuelle wie Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas brachen Lanzen für eine neue Debatte über die politische Verfassung Europas, die Demokratisierung des europäischen Projekts und eine kosmopolitische Zukunft Europas. Auch in Frankreich und Polen fragen jüngste Publikationen am Puls der Zeit nach der Zukunft ihres Landes und Europas. Wo liegen Potentiale des politischen Projektes „Europa“? Welchen Stellenwert besitzt das Projekt „Weimarer Dreieck“ in der politischen Integration Europas? In welchem Maß lassen sich Renationalisierungstendenzen beobachten? Wie werden Europapolitik und das deutsch-polnisch-französische Verhältnis in anderen Ländern wahrgenommen? Die Sommerschule greift diese Fragen multidisziplinär auf. Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften sind eingeladen, aus ihrer Perspektive Frankreich, Deutschland und Polen in Europa wie auch Europa als ein politisches Projekt transnational zu verorten. Dabei geht es zum einen unmittelbar um Europa als Thema und Untersuchungsgegenstand in den einzelnen Disziplinen. Von nicht minderem Gewicht sind jedoch Fragen nach der Europäizität der Disziplinen: wie transnational sind die Disziplinen ausgerichtet in ihrer Institutionalisierung und in ihrer Methodik? Dies ist ein wichtiger Indikator für ihre Fähigkeit, nicht nur in Forschung, sondern auch in der Lehre für Europa sensibilisieren zu können, ohne dabei eindimensionale Meistererzählungen zu reproduzieren.

Schwerpunktthemen der Sommerschule sind

- Europabilder in Vergangenheit und Gegenwart - Politische, ökonomische und kulturelle Integration Europas - Weimarer Dreieck: Konflikte und Potentiale - Europa vs. nationale Öffentlichkeiten: Frankreich, Deutschland und Polen im Vergleich mit anderen Ländern - Europa als Thema in Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften

2. Programm

Die Sommerschule findet vom 10.–18. September 2012 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München statt. Um den maximalen Austausch zwischen den beteiligten Zentren und Fächern zu gewährleisten, nutzt die Sommerschule didaktische Vielfalt und operiert mit unterschiedlichen Arbeitsformaten: Die gemeinsame Lektüre und Diskussion grundlegender Texte über das europäische Projekt aus Frankreich, Polen und Deutschland macht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn der Sommerschule mit unterschiedlichen Perspektiven vertraut und hilft ihnen, sich als Arbeitsgemeinschaft zusammenzufinden. In Arbeitsgruppen, die nach Disziplinen gegliedert sind, stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Projekte und Themen zur Diskussion. Die Ergebnisse werden wiederum im interdisziplinären Plenum der Sommerschule vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus sind Gastvorträge hervorragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie z.B. Krzysztof Ruchniewicz (Willy Brandt Zentrum), Jay Rowell (CIERA), Thomas Serrier (Europa-Universität Viadrina), Bernhard Struck (University of St Andrews) und Kai-Olaf Lang (Stiftung Wissenschaft und Politik) vorgesehen. Über die Zukunft des Weimarer Dreiecks werden in einer Podiumsdiskussion unter anderem Thomas Urban (Süddeutsche Zeitung) und Piotr Buras (Gazeta Wyborcza) diskutieren.

3. Bewerbung und Auswahl

Die Sommerschule richtet sich an Doktorandinnen und Doktoranden sowie Masterstudierende aus den DAAD-Zentren für Deutschland- und Europastudien und deren Partnerorganisationen. Die maximale Teilnehmerzahl beträgt 18 Personen. Arbeitssprache ist Deutsch. Gute Deutschkenntnisse sind daher erforderlich. Die Auswahl erfolgt auf Grundlage von schriftlicher Bewerbung und wird von den an der Durchführung der Sommerschule beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern getroffen. Die Bewerbungsunterlagen (tabellarischer Lebenslauf, Motivationsschreiben und kurze Projektskizze des Forschungsvorhabens) sind bis zum 13. Juni 2012 per E-Mail an die Koordinatorin des Deutsch-Polnischen Promotionskollegs an der LMU München, Frau Dr. Anna Jakubowska, zu richten ( (Anna.Jakubowska@lrz.uni-muenchen.de)).

4. Kosten

Die Sommerschule wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert: Reise- und Übernachtungskosten sowie ein Teil der Verpflegungskosten werden aus diesen Mitteln von den Organisatoren getragen. Eine Teilnehmergebühr fällt nicht an. Reisekosten der Teilnehmer/innen werden nach dem Bundesreisekostengesetz für Bahnfahrten 2. Klasse bzw. Flüge in der economy class unter Ausnutzung von Spartarifen und gegen Vorlage der Originalbelege im Anschluss an die Sommerschule mit Mitteln des DAAD erstattet.

5. Wissenschaftliches Komitee

- Prof. Michael Werner (CIERA) - Prof. Krzysztof Ruchniewicz (Willy Brandt Zentrum) - Prof. Martin Aust (Zentrum für Osteuropastudien der LMU München)

Contact

(Anna.Jakubowska@lrz.uni-muenchen.de)

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