Adel im Wandel (16.–20. Jahrhundert)

5. Sommerkurs des Deutschen Historischen Instituts Paris in Kooperation mit dem Centre de Recherches sur l’Histoire de l’Europe centrale de l’université Paris IV–Sorbonne, Paris, 23.–25. 6. 2008. Wer einen Blick auf die historische Adelsforschung der letzten Jahrzehnte wirft, wird rasch feststellen, wie sehr sich diese hinsichtlich ihrer thematisch-methodischen Zugänge als auch ihrer chronologischen Schwerpunkte erweitert und verändert hat. So sind neben ältere verfassungsgeschichtlich orientierte Perspektiven zunächst sozialgeschichtliche und schließlich auch anthropologisch-kulturgeschichtliche Betrachtungsweisen getreten. Darüber hinaus ist der Adel nicht mehr länger nur ein Thema vornehmlich von Mediävisten und von Frühneuzeithistorikern, sondern interessiert in hohem Maße die gesamte Neuzeitforschung unter Einschluss des 20. Jahrhunderts. Dieser Wandel ermöglicht vielfältige neue Perspektiven auf die Geschichte des Adels. Dieser wird nicht mehr ausschließlich in seiner jeweiligen epochenspezifischen Ausprägung oder in seiner politisch-herrschaftlichen Funktionalität wahrgenommen. Gerade der Blick auf Zeiten tief greifenden Umbruchs wie ihn der Übergang von der ständischen zur modernen, bürgerlich geprägten Gesellschaft darstellt, lässt die Problematik von Kontinuität und Veränderung deutlich hervortreten und auch das Erklärungspotential des kulturgeschichtlichen Ansatzes aufscheinen. Es geht darum, wie dem Adel – um mit Rudolf Braun zu sprechen – das »Obenbleiben« gelang, d.h. wie er trotz des Verlustes vieler traditioneller Funktionen seinen Selbstentwurf als besondere, privilegierte und geburtsständisch abgeschlossene Gruppe erhalten und erfolgreich in die gesamte Gesellschaft hinein vermitteln konnte. In diesem Zusammenhang erheben sich zahlreiche Fragen: Wie etwa wurde der Verlust politischer und militärischer Macht ausgeglichen? Inwieweit wurden überkommene ökonomische und soziale Strategien beibehalten oder angepasst? Was blieb von den überkommenen Lebensformen des Adels? Diese Fragen von Kontinuität und Wandel sollen im diesjährigen Sommerkurs des DHIP im Mittelpunkt stehen. Dabei wird bewusst eine sowohl sachlich als auch chronologisch breite, d.h. die politische, soziale und kulturelle Geschichte des Adels in der gesamten Neuzeit einschließende, Perspektive angestrebt. Zu dieser vom DHIP in Kooperation mit dem Centre de Recherches sur l’Histoire de l’Europe centrale de l’université Paris IV–Sorbonne durchgeführten Veranstaltung können insgesamt 20 internationale Nachwuchsforscherinnen und- forscher, in der Regel Doktoranden und Postdocs bzw. Habilitanden, die sich mit Projekten zur Adelsgeschichte des 16.–20. Jahrhunderts befassen, eingeladen werden. Im Rahmen des Sommerkurses sollen die Arbeitsvorhaben der Teilnehmer vorgestellt und in Anwesenheit ausgewiesener Sachkenner aus Deutschland, Frankreich und auch aus anderen europäischen Ländern diskutiert werden. Die Einladung zur Teilnahme richtet sich insbesondere an Interessenten, deren Projekte sich auf den west- und mitteleuropäischen Raum beziehen, allerdings ist die Berücksichtigung von Vorhaben mit anderen geographischen Schwerpunkten nicht ausgeschlossen und die Bewerbung ausdrücklich allen an der Thematik arbeitenden Nachwuchswissenschaftlerinnen- und wissenschaftlern freigestellt. Vorausgesetzt wird ausreichende Vertrautheit mit allen zugelassenen Tagungssprachen (Französisch, Deutsch, Englisch) und die Bereitschaft, neben der Vorstellung des eigenen Projekts auch einen 10–15 minütigen kritischen Kommentar zur Vorstellung eines anderen Teilnehmers zu übernehmen. Interessenten werden gebeten, Ihre Bewerbungsunterlagen, bestehend aus einem kurzen Lebenslauf mit Angaben zum wissenschaftlichen bzw. akademischen Werdegang, einer Projektbeschreibung im Umfang von ca. 10000–12000 Zeichen und dem Gutachten eines akademischen Lehrers dem DHIP bis spätestens zum 6. April 2008 zuzuleiten. Die Veranstalter werden unmittelbar nach Bewerbungsschluss die endgültige Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen. Notwendige nachgewiesene Fahrtkosten der niedrigsten Preisklasse und Unterkunftskosten werden bis zu einem Gesamtbetrag von 650,- Euro erstattet.

Kontaktadresse

Direktorin des Deutschen Historischen Instituts Paris
Prof. Dr. Gudrun Gersmann
Institut historique allemand
Hôtel Duret-de-Chevry
8 rue du Parc-Royal
FR–75003 Paris
Frankreich
E-Mail: sommerkurs@dhi-paris.fr
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